Weisse dürfen keinen Reggae spielen: Die Berner Brasserie Lorraine bricht Konzert ab und flirtet mit Totalitarismus

1936 bekam der Schweizer Musiker Teddy Stauffer Probleme mit den Nazis in Berlin, weil er schwarze Musik spielte. Die nationalsozialistische Reichsmusikkammer wachte darüber, dass nur systemkonforme Musik gespielt wurde. Jazz und Swing galten als «entartet».

Die Berner brauchen keine Reichsmusikkammer. Sie haben die Brasserie Lorraine. Dort musste der Mundart-Musiker Lauwarm auf Geheiss der Brasserie sein Konzert abbrechen, weil er helle Haut hat und Reggae spielte. Die Brasserie Lorraine ist im Gegensatz zu den Nazis nicht gegen schwarze Musik an und für sich. Aber sie fordert, dass weisse Menschen keine schwarze Musik spielen dürfen.

Leider hat die linksalternative Brasserie keine Ahnung von Musik und deren Geschichte. Hier ein kurzer Nachhilfeunterricht. Reggae entstand in den sechziger Jahren stark beeinflusst von US-amerikanischen Musikstilen wie Soul und Rhythm and Blues. Soul sowie Rhythm and Blues wurden beeinflusst von afrikanischer und europäischer Musik, Gospel und Blues. Auch Elemente der weissen Popmusik und Country wurden aufgegriffen. Apropos Country: Ja, es gibt auch schwarzen Country. Siehe Charley Pride.

Zur Erinnerung: Es gibt Kenianer und Chinesen, die Mozart spielen. Es gibt Italiener, die Blues singen. Und Schweizerinnen, die irische Musik spielen. Der Engländer George Harrison spielte indische Musik. Es gibt Japaner, die jodeln. Frank Sinatra sang Songs von schwarzen Komponisten. Nat King Cole sang Songs von weissen Komponisten. Prince spielte zusammen mit weissen Musikerinnen Funk. Es gibt schwarze Opernsänger.

Musik ist lebendig und vielfältig. Wer erzwingen will, dass Menschen bestimmte Musik nicht spielen dürfen, weil sie die «falsche» Hautfarbe haben, hat Mühe mit kultureller Vielfalt und kulturellem Austausch und handelt rassistisch.